Wir freuen uns auf ein neues Projekt! Die spielerische Vermittlung von klassischer Musik an Grundschulkinder steht hier im Vordergrund.
Die Wände und Decken sind mit merkwürdigen Gebilden übersäht, das Laufen über das gespannte Drahtnetz, unter dem es einige Meter in die Tiefe geht, ist gewöhnungsbedürftig – der reflexionsarme Raum der Technischen Universität Berlin wirkt wie aus einer anderen Dimension. Hier werden Musikerinnen und Musiker des Konzerthausorchesters Berlin an zwei Tagen für ein neues Projekt Aufnahmen machen – unter ungewöhnlichen Bedingungen. Statt auf möglichst große Harmonie im Zusammenspiel zu achten, sind hier erst einmal alle auf sich allein gestellt. Denn für die „Orchesterbox“, die gerade am Konzerthaus Berlin in Zusammenarbeit mit der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) entsteht, müssen zunächst alle 18 Instrumentenstimmen einzeln aufgenommen werden. Damit keine Stimme durch eine andere überlagert wird, muss der Klang „trocken“ sein, das heißt, auch Schall ist unerwünscht. Die Kolleginnen und Kollegen des Orchesters fehlen also als Orientierung, außerdem ist der Klang des Instruments im schalltoten Raum ungewohnt. Dennoch freut sich Konzertmeisterin Suyoen Kim auf die Aufnahmen, weil es auch eine Möglichkeit sei, sich in der Zeit der Pandemie, in der es nur wenige Gelegenheiten gäbe, gemeinsam zu spielen, sich mit den anderen zu connecten und etwas Neues auszuprobieren.

Foto: Felix Löchner
Um trotzdem im Gleichklang zu bleiben, haben die Musiker*innen einen Klick-Ton im richtigen Rhythmus sowie das Musikstück ohne ihre Instrumentenstimme auf ihrem Kopfhörer. Die Aufnahme leitet Tonmeister Erik Brauer, der sich mit seinem Laptop im Nebenraum eingerichtet hat und mit den Musiker*innen per Mikrofon verbunden ist. Er identifiziert jeden unsauber gespielten Ton und jedes falsche Tempo während der Aufnahme und sorgt damit dafür, dass am Ende alle Stimmen zu einem harmonischen Klang zusammen gefügt werden können.

Foto: Felix Löchner
Gespielt wird eine Komposition von Claude Debussy. Der 4. Teil „Golliwogg’s Cakewalk“ aus „Children’s Corner“ steht auf dem Programm. Sehr passend, denn am Ende ist das Projekt vor allem für Kinder gedacht: Auf einer Box, angelehnt an die Tonie-Box, die bei Kindern im Kindergartenalter sehr beliebt ist, sollen Miniaturausgaben der Musiker*innen des Konzerthausorchesters aus Kunststoff bei der Vermittlung von klassischer Musik an Grundschüler*innen helfen. An den Figuren ist ein RFID-Chip befestigt und wenn die Figur auf der Box steht, erklingt die entsprechende Instrumentenstimme. So können die Kinder hören wie einzeln zum Beispiel das Fagott, wie Instrumentengruppen gemeinsam oder das ganze Orchester zusammen klingen und können so ganz haptisch ein Sinfonieorchester erfahren. Die Aufnahmen sind der Auftakt des Projekts, in einem nächsten Schritt folgt dann der Scan der Musiker*innen in einem 3D-Scanner, anschließend werden die Figuren mittels des 3D-Druckverfahrens hergestellt. Geplant ist ebenfalls eine digitale Weiterentwicklung der „Orchesterbox“ als App. „Dem Konzerthaus Berlin liegt es am Herzen, möglichst viele Menschen für die klassische Musik zu begeistern und dabei suchen wir immer wieder neue Formate, wie zum Beispiel die ‚Orchesterbox‘ um das Publikum spielerisch an klassische Musik heranzuführen“ sagt der Intendant des Konzerthaus Berlin, Sebastian Nordmann, zum Projekt. In den letzten Jahren hat das Konzerthaus Berlin zahlreiche digitale Anwendungen entwickelt. Dieses Angebot wird in den nächsten Wochen um diese musikalische Box ergänzt.
Eindrücke von den Aufzeichnungen des Konzerthausorchester Berlin im reflexionsarmen Raum an der TU Berlin sind hier zu sehen:
Dieses Projekt wird gefördert aus Mitteln der Europäischen Union (Europäischer Fonds für regionale Entwicklung). Arrangement mit freundlicher Unterstützung von Zukunft Konzerthaus e.V.
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